Kastration

Kastration

Fragen und Antworten rund um Kastration/ Sterilisation

Was ist der Unterschied zwischen Kastration und Sterilistaion?
Kastration = Entfernung der Keimdrüsen, bei männlichen Tieren entspricht das den Hoden, bei weiblichen den Eierstöcken/ Ovarien sowie ggf. der Gebärmutter. Damit reduziert sich die Produktion von Sexualhormonen drastisch und es fallen evtl. auch geschlechtsspezifische Verhaltensmuster weg.
Sterilisation = Durchtrennung der Eileiter bzw. der Samenstränge, damit können Eizellen und Spermien nicht mehr ordnungsgemäß weitertransportiert werden, womit eine Befruchtung verhindert wird. Dabei wird nur die Fortpflanzungsfähigkeit verhindert, das Tier bleibt geschlechtlich aktiv, hat also weiterhin den Drang sich fortzupflanzen! Das heißt eine sterilisierte Katze wird weiterhin rollig werden bzw. eine sterilisierte Hündin bleibt attraktiv für Rüden, hätte weiterhin regelmäßig ihre Läufigkeitsblutung und könnte auch immer wieder eine Scheinschwangerschaft entwickeln.
Aus diesen Gründen wird in der Tiermedizin meist eine Kastration erwogen.

Welche Vorteile bietet die Kastration meinem Tier?
• Aufhebung der Fortpflanzungsfähigkeit
• Verhinderung der Läufigkeit/ Rolligkeit
• Attraktivität für Rüden bzw. Kater
• Verhinderung von Scheinschwangerschaften der Hündin
• Prävention von Erkrankungen der Eierstöcke und der Gebärmutter
• Prävention von Mammatumoren Hündin (wenn OP vor dem Auftreten von Mammatumoren stattfindet, weiterhin abhängig von Lebensalter!)
• Fibroadenomatoseprävention (= bindegewebige Veränderungen am Gesäuge) bei der Katze
• Freilaufende unkastrierte Katzen streunen z.T. in sehr weitläufigen Gebieten umher, was u.U. dazu führt, dass sie dabei Straßen überqueren, was wiederum das Risiko erhöht überfahren zu werden. Außerdem neigen unkastrierte Katzen zu einem stärkeren Territorialverhalten, was zu häufigeren Verletzungen z.B. durch Bisse führt.Oft führen solche Bissverletzungen zu Entzündungen, die mit Schmerzen, Schwellung und in schwereren Fällen auch mit Fieber einhergehen können.
Durch Bisse und Kratzer können über Blut und Speichel auch Krankheitserreger wie z.B. Katzen-Aids oder Leukose übertragen werden.Kastrierte Katzen führen im Regelfall ein deutlich ruhigeres Leben, was sich statistisch gesehen in einer deutlich verlängerten, durchschnittlichen Lebensdauer widerspiegelt. Bei Katzen kann es auch zu Dauerrolligkeiten kommen, wo die Kätzin beispielsweise permanent schreit, Kater dagegen neigen dazu auch z.B. in der Wohnung zu markieren, was zu einer nicht unerheblichen Geruchsbelästigung führt.

Welche Nachteile/unerwünschte Nebenwirkungen können auftreten?
• Der operativen Eingriff in Vollnarkose ist mit einem entsprechenden Narkoserisiko behaftet. Durch eine gründliche allgemeine Untersuchung vor dem Eingriff , sowie ggf. weiterführenden Untersuchungen wie Blutbild, Blutchemie, Röntgen, Ultraschall kann man dieses Risiko auf ein Mindestmaß reduzieren, aber eine gefahrlose Narkose gibt es nicht.
• Auch die Operation kann unverhofft durch z.B. Blutungen verkompliziert werden.Für den Patienten selbst ist neben Narkosenachwirkungen wie z.B. Übelkeit, Schwindel, Desorientiertheit zu rechnen.Diese Nebenwirkungen halten i.a. nur kurz vor.
• Wundheilungsstörungen z.B. durch ungenügend verhindertes Lecken und Benagen. Für diesen Fall empfiehlt sich vorbeugend mit Halskragen oder Body vorzusorgen!
• Einfluß auf die körperliche Entwicklung
• Harninkontinenz v.a. Hündinnen der Rassen: Rottweiler, Boxer, Dobermänner, Bobtails ( i.a. sind v.a. Hündinnen mit einem Körpergewicht über 20 kg betroffen)
• Gewichtszunahme
• Fellveränderungen, v.a. auffällig bei Rassen wie Irish Setter, Langhaardackel, Cocker Spaniel
• Verhaltensänderungen
• Veränderungen der Vulva

Gibt es Alternativen zur OP?
Als mögliche Maßnahmen zur Verhinderung unerwünschter Fortpflanzung gelten:
• sichere Verwahrung/ Trennung von Artgenossen
­• kontrolliertes Ausführen
Schlagen diese fehl oder führt eine hormonell bedingte Aggressivität zu einer Gefährdung von Menschen oder Tieren, kann eine Kastration angezeigt sein. Problematisch kann auch die Haltung von Hunden unterschiedlichen Geschlechts in einem Haushalt sein. Für freilebende Katzen ist, aus Gründen des Tier­ aber auch des Naturschutzes, eine Kastration sinnvoll, um eine Vergrößerung der Population zu verhindern.
Für Rüden besteht die Möglichkeit einen Hormonchip einzusetzen. Je nach Chip hält die Wirkung 6 bis 12 Monate an. Mitunter wird dieser Chip auch beim Kater eingesetzt hat, dort aber eine sehr unterschiedliche Wirkdauer gezeigt, die zwischen 6 Monaten bis 3 Jahre liegt, ein Zuchteinsatz damit schwer kalkulierbar ist.
Mittels Gestagenen kann die Läufigkeit bei Hündinnen und die Rolligkeit bei Katzen unterdrückt bzw. verschoben werden. Bei längerer Anwendung treten i.a. aber unerwünschte Nebenwirkungen auf, z.B. die Entwicklung von Mammatumoren oder Veränderungen der Gebärmutter­schleimhaut.

Ab welchem Alter kann eine Kastration erfolgen?
Bei Katzen kann je nach Rasse davon ausgegangen werden, dass die Geschlechtsreife u.U. schon mit 6 bis 9 Monaten Lebensalter eintreten kann. Spätestens wenn der Kater zu markieren anfängt, ist der richtige Zeitpunkt gekommen. Die erste Rolligkeit der Katze ist meist auch für unerfahrene Besitzer deutlich: die Katze wird sehr anhänglich, mauzt sehr oft, rollt sich auf dem Boden herum (daher der Name) und streckt bei Streicheleien den Hintern in die Höhe. Spätestens jetzt sollte ein Vorstellung beim Tierarzt erfolgen, wenn kein Nachwuchs erwünscht ist.
Bei Hunden ist die Geschlechtsreife, abhängig von der Rasse mit ca. 7 bis 12 Monaten Lebensalter erreicht. Da die Geschlechtshormone für den Schluss der Wachstumsfugen an den Knochen zuständig sind, wird meist empfohlen diesen Zeitpunkt abzuwarten.

Was muss ich vor der OP beachten?
Bei der Kastration handelt es sich um einen Eingriff in Vollnarkose. Da es sich um einen meist gut planbaren chirurgischen Eingriff handelt, sollte der Patient die letzten Tage vor der OP gesund sein. Sollten Aufälligkeiten wie Durchfall, Erbrechen, Husten, Schnupfen oder ähnliches aufgetreten sein, sollte der/ die Tierarzt/ Tierärztin davon in Kenntnis gesetzt werden. Vor der OP ist eine Nüchternphase von 12 Stunden nötig. Auch beim Gassigehen am Tag der OP sollte also darauf geachtet werden, dass nichts aufgenommen wird, auch z.B. kein Gras! Unmittelbar vor dem Tierarztbesuch empfiehlt sich nochmal eine kleine Gassirunde zum Lösen.
In der Regel wird der Patient dann gewogen und nochmal untersucht. Gerade bei Hunden empfiehlt es sich, dass der Besitzer bei der Narkose noch kurz dabei bleibt bis der Patient eingeschlafen ist.
Für die Aufwachphase empfiehlt sich das Mitbringen einer vertraut riechenden Decke. Bitte denken sie auch daran Ihre Telefonnummer zu notieren und mit abzugeben, damit sie erreichbar sind.

Was muss nach der OP beachtet werden?
Meist verbleibt der Patient/ die Patienten beim Tierarzt bis zum Aufwachen in einer seperaten Aufwachbox. Da kann die Herzkreislaufunktion und die Atmung regelmäßig überwacht werden und bei auftretenden Problemen schnell reagiert werden. Bei Abholung gilt es genau zuzuhören und bei Fragen möglichst gleich nachzufragen, manchmal hat es sich bewährt einen Freund/ Freundin oder Familienmitglied zum Abholtermin mitzubringen, der beim Transport hilft und damit einer auf den Patienten achten kann. Oft ist das Tier nämlich noch etwas unkoodiniert und kann z.B. in der Kurve leicht abrutschen oder das Gleichgewicht verlieren.
Da durch die Narkose die Wärmeregulierung des Körpers außer Kraft gesetzt ist, gehört der Patient in eine ruhige, warme, gut isolierte Ecke, möglichst in Bodennähe, somit sind Stürze von vornherein ausgeschlossen. Bitte denken Sie auch daran z.B. Treppen und Kratzbäume zu sichern.
Je nach Narkose kann noch bis zu 12 Stunden nach der OP  Übelkeit auftreten, deswegen sollte der Patient im Zweifelsfrei solange kein Futter bekommen. Wasser kann einige Stunden post OP in kleinen Mengen, unter Aufsicht angeboten werden. Falls ein Verschlucken die Folge ist muss nochmal abgewartet werden. Die Kastrationswunde ist in den nächsten Tage auch zu Hause zu kontrollieren, Anzeichen für Probleme wären: Rötung, Schwellung, Schmerz, austretendes Wundsekret oder ein reduziertes Allgemeinbefinden. Dann ist eine unverzügliche Wiedervorstellung beim Tierarzt angezeigt. Um solche Probleme zu vermeiden, ist es oft hilfreich einen Leckschutz in Form von Bodys oder Halskragen anzulegen, damit die Wunde in Ruhe heilen kann. Die Wunde wird bei unproblematischem Verlauf nach 10 bis 14 Tagen vom Tierarzt kontrolliert um dann werden die Fäden gezogen.
Nach einer Kastration reduziert sich zumeist der Energieumsatz. Bei Tieren bestimmter Rassen wie Labrador, Beagle, Cocker Spaniel oder Tieren, die schon zuvor gut genährt waren, kann es sinnvoll sein, das Futter zu reduzieren oder auf kalorienreduzierte Futtersorten umzustellen.