Impfen Pro & Contra

Impfen von Hunden und Katzen- notwendig oder überflüssig?

Es gibt in letzter Zeit einige Interessengruppen, die einzelne Impfungen, die Zeitabstände zwischen Wiederholungsimpfungen oder das Impfen generell kritisieren. Die Diskussion wird von den Tierärzten sehr ernst genommen.Unter Berücksichtigung aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse sind nachfolgend die wichtigsten Fragen und Antworten aus tierärztlicher Sicht zusammengefasst, um Ihnen

als Tierhalter/Tierhalterin die Entscheidung für oder gegen eine Impfung zu erleichtern.

  • Warum sollte ich mein Tier impfen?

Der Sinn einer Impfung besteht darin, eine Erkrankung zu verhindern oder dafür zu sorgen, dass sie deutlich kürzer und milder verläuft. Viele Infektionskrankheiten, gegen die geimpft werden kann, sind häufig tödlich. In Deutschland zu gelassene Impfstoffe haben in aufwändigen Studien ihre Wirksamkeit bewiesen und werden ständig weiterentwickelt.

Die Impfung ist eine einfache und sichere Methode, mit der Sie Ihr Tier vor Leiden schützen und Behandlungskosten sparen können. Impfungen schützen auch den Menschen vor übertragbaren Krankheiten. Bei Ihrer Tierärztin/Ihrem Tierarzt liegen Broschüren aus, in denen die einzelnen Krankheiten beschrieben werden. Der Tierarzt berät und prüft für Sie, welche Impfungen bei Ihrem Tier aufgrund der Haltung des Tieres und der regionalen Ausbreitung von Tierkrankheiten oder -seuchen sinnvoll sind,ob Ihr Tier gesund ist oder Risikofaktoren vorliegen,welcher Zeitpunkt für die Impfungen richtig ist,welcher Impfstoff sinnvoll ist – Einzelkomponenten oder Kombinationsimpfstoffe.

Klassische Infektionskrankheiten sind dadurch zurückgedrängt worden, dass immer mehr Tiere regelmäßig geimpft werden. Die steigende Lebenserwartung unserer Haustiere ist ein klarer Erfolg konsequenter Impfungen. Viele, oft tödlich verlaufende Krankheiten treten jedoch immer noch regional gehäuft auf. Bei Kleintieren sind das besonders Staupe, Parvovirose, Leptospirose, Katzenleukämie, Katzenschnupfen und Katzenseuche. Auch einzelne Fälle von Tollwut treten immer wieder auf.

Weil viele Krankheiten seltener geworden sind, besteht eine gewisse „Impfmüdigkeit“. Ungeimpfte Tiere leben dabei praktisch auf Kosten der geimpften Tiere: Von der Gesamtheit einer Tierart, der Population, müssen 70 bis 80 Prozent geimpft sein, damit sich Infektionskrankheiten nicht zu einer Epidemie ausweiten können. In einer gut durchgeimpften Population kann es für ein einzelnes Tier möglich sein, ohne Impfung gesund zu bleiben. Dies wird sich im Laufe der Zeit ändern, wenn die Immunität in der Population nachlässt. Wenn in zu großen Abständen oder gar nicht mehr geimpft wird, kann der Impfschutz der gesamten Tierpopulation zusammenbrechen.

In Finnland waren so z. B. 1994/95 ca. 5000 Hunde an den Folgen einer Staupevirusinfektion erkrankt, von denen etwa 30 Prozent starben.

Besondere Risiken gibt es bei Tieren, die privat oder von Händlern aus dem Ausland mitgebracht werden. Sie sind häufig nicht geimpft bzw. werden mit gefälschten Impfpässen verkauft. So bringen Hunde beispielsweise immer wieder Staupe, Leptospirose und Parvovirose nach Deutschland, sogar tollwutkranke Hunde sind schon mitgebracht worden.

  • Ist Impfen schädlich?

Auch moderne Impfstoffe können im Einzelfall Reaktionen an der Injektionsstelle oder Impfschäden hervorrufen. Das ist tatsächlich auch heutzutage nicht ganz ausgeschlossen. Daher ist es sehr wichtig, dass der Tierarzt vor einer Impfung das Tier untersucht. Ein geschwächtes Immunsystem, falsche Ernährung, Arzneimittel, Stress oder Erkrankungen können die Wirksamkeit der Impfung beeinflussen. Es gibt ein funktionierendes Meldesystem, das Nebenwirkungen erfasst. Jede Meldung wird geprüft, ob der betreffende Impfstoff die unerwünschten Wirkungen verursacht hat. Gegebenenfalls kann ein Impfstoff von der zuständigen Behörde aus dem Verkehr gezogen werden.

Der Nutzen von Impfungen überwiegt insgesamt deutlich die Risiken bekannter Nebenwirkungen.

Bei Katzen haben Studien gezeigt, dass Entzündungsreaktionen nach Injektionen oder Verletzungen die Entstehung von Tumoren des Bindegewebes (Fibrosarkome) begünstigen können. Diese so genannten „injektionsbedingten“ Tumoren treten nicht nur nach Impfungen auf. Es ist wichtig, Nutzen und Risiko einer Impfung abzuwägen. Der Tierarzt wird Sie beraten, welche Impfungen für Ihre Tiere sinnvoll sind. Die Entscheidung sollte individuell getroffen werden.

  • Sind Kombinationsimpfstoffe sinnvoll?

Impfstoffe enthalten oft mehrere wirksame Bestandteile (Antigene) gleichzeitig, z. B. beim Hund gegen Tollwut, Staupe, Hepatitis, Leptospirose und Parvovirose. Es gibt viele verschiedene Kombinationen aber auch Impfstoffe gegen eine einzelne Krankheit. Allerdings sind die Einzelwirkstoffe nicht billiger. Wiederholungsimpfungen werden durch Kombinationsimpfstoffe erleichtert, weil sie nicht zeitlich getrennt vorgenommen werden müssen. Wenn also alle enthaltenen Antigene sinnvoll und notwendig sind, bedeuten Kombinationsimpfungen für das Tier nur eine Injektion und für Sie geringere Kosten, weil nur ein Besuch und eine Untersuchung beim Tierarzt erforderlich sind. Es gibt keinerlei Daten, die darauf hinweisen, dass Kombinationsimpfungen bei Hund und Katze gegenüber Einzelimpfungen Nachteile haben oder schädlich für das Immunsystem wären. Es gibt aber Kombinationen, die nicht empfehlenswert  sind, weil sie verschieden lange wirken oder das Alter für die erste Impfung unterschiedlich ist. Welche Impfungen in welcher Kombination für Ihre Tiere sinnvoll sind, sollten Sie individuell mit Ihrem Tierarzt entscheiden.

  • Ist Impfen schädlich?

Der Nutzen von Impfungen überwiegt bei weitem alle bekannten Risiken und Nebenwirkungen.

  • Gibt es besondere Vorschriften zum Impfen?

Die Tollwut-Verordnung schreibt vor: Hunde und Katzen, die Kontakt mit einem tollwutkranken Tier hatten, müssen getötet werden, wenn sie keinen wirksamen Impfschutz haben. Ein wirksamer Impfschutz besteht nur dann, wenn die Impfung regelmäßig entsprechend der Angaben des Herstellers aufgefrischt wird. Wer innerhalb der EU verreisen will, muss eine solche Tollwutimpfung mit einem Eintrag in den EU-Heimtierausweis nachweisen.Für Reisen in Länder außerhalb der EU wird oft verlangt, dass die Tollwutimpfung höchstens zwölf Monate alt sein darf; auch weitere Impfungen, z. B. gegen Staupe, werden häufig gefordert.

  • Wie geht der Tierarzt vor?

Die Tierärztin/der Tierarzt berät Sie und prüft,welche Impfungen bei Ihrem Tier aufgrund der Haltung des Tieres und der regionalen Ausbreitung von Tierkrankheiten oder -seuchen sinnvoll sind, ob Ihr Tier gesund ist oder Risikofaktoren vorliegen,welcher Zeitpunkt für die Impfungen richtig ist, welcher Impfstoff sinnvoll ist-Einzelkomponenten oder Kombinationimpfstoffe.

  • Muss immer jährlich geimpft werden?

Bei der Zulassung von Impfstoffen wird festgelegt, in welchen Abständen eine Impfung wiederholt werden soll. Außerdem sind in einigen Fällen rechtliche Vorschriften zu beachten (siehe vorherige Frage).
Wiederholungsimpfungen orientieren sich an der Gebrauchsinformation des Impfstoffs. Dabei ist zu berücksichtigen, wie hoch das Risiko des einzelnen Tieres ist, sich anzustecken und wie häufig eine Krankheit regional auftritt (Infektionsdruck).
Für einige Impfungen ist ein einjähriger, für andere auch ein mehrjähriger Abstand angegeben. Die voraussichtliche Schutzdauer hängt von vielen Faktoren ab, z. B. der regionalen Ausbreitung der Krankheit, der Einschleppung durch Fernreisen, der Nachbarschaft zu Ländern mit wenig geschützten Tierbeständen (Osteuropa) und der individuellen Immunitätsbildung. Wenn Sie Ihr Tier nicht pauschal impfen lassen wollen, dann kann der Tierarzt in regelmäßigen Abständen untersuchen, ob der Impfschutz noch gegeben ist (Antikörper-Bestimmung einer Blutprobe), und Sie können dann gezielt über eine Auffrischung entscheiden. Regelmäßige Impfungen sind allerdings normalerweise unschädlich, praktikabler und deutlich preiswerter. Außerdem hängt der Schutz vor Infektionen nicht nur von der maximalen Dauer der individuellen Immunität ab, sondern auch vom Impfschutz der gesamten Population. Dieser ist derzeit als nicht ausreichend anzusehen, weil nur eine unzureichende Zahl von Hunden und Katzen konsequent vorschriftsmäßig geimpft werden.
Impfungen gegen bakterielle Erreger wie Leptospiren und Borrellien müssen wenigstens jährlich vorgenommen werden.

  • Was empfiehlt der Tierarzt?

Bei Hunden und Katzen ist eine Grundimmunisierung unabdingbar. Diese wird in der Regel erreicht, indem im ersten Lebensjahr zwei- bis dreimal und im zweiten Lebensjahr ein weiteres Mal geimpft wird. Nur so ist für bestimmte Impfungen zu verantworten, dass sie anschließend in längeren Abständen wiederholt werden. Das jährliche Impfgespräch und eine Untersuchung in Verbindung mit regelmäßigen Auffrischungsimpfungen bieten den besten Schutz. Das Impfschema kann je nach Impfstoff, Tierart und individuellem Fall unterschiedlich sein.

Quelle: Bundestierärztekammer – Impfen